Kardiotechnik

Das relativ junge Berufsfeld der Kardiotechnik entwickelte sich in den 50’er Jahren. Die Durchführung, Bedienung und Steuerung der sogenannten extrakorporalen Zirkulation (EKZ) erfolgte damals durch chirurgische Assistenzärzte oder Anästhesisten. John Gibbon gelang es 1953, mittels seiner selbstkonstruierten Herz-Lungen-Maschine (HLM), den ersten erfolgreichen Cardio-Pulmonalen-Bypasses (CPB) während einer Herzoperation durchzuführen. Durch die rasante Entwicklung der Operationstechniken in der Herz-Thoraxchirurgie und den damit verbundenen Einsatz komplexer technischer Geräte war es nun nötig, Mitarbeiter speziell für die Bedienung der HLM und anderer Kreislaufunterstützungsgeräte auszubilden. Aus dieser Not heraus entstand der Beruf der Kardiotechnik, der heute an Fachhochschulen und Akademien gelehrt wird.

Die meisten Operationen am Herzen und an den großen herznahen Blutgefäßen (Aorta, Pulmonalarterie, etc.) werden im Herzstillstand durchgeführt. Da die Lungenfunktion vom Herzen abhängig ist, ist auch die Lunge während der OP in ihrer Funktion massiv eingeschränkt. Um die Operation durchführen zu können, muss der Patient an die HLM angeschlossen werden. Eine ausreichende Versorgung des Blutes mit Sauerstoff wird über den Oxygenator gewährleistet.

Die Verantwortung für den Kreislauf und damit das Leben des Patienten liegt nun beim Kardiotechniker.

Während der extrakorporalen Zirkulation werden die Vitalparameter des Patienten und die Maschinenparameter kontinuierlich überwacht und reguliert. Parallel wird der OP-Verlauf verfolgt und interdisziplinäre Absprachen zwischen Chirurgie, Anästhesie und Pflege getroffen. Ein tief reichendes physiologisches, pathophysiologisches und medizintechnisches Verständnis ist für diesen Beruf wesentlich.

Durch die Entwicklung der letzten Jahre übernahmen die Kardiotechniker immer mehr neue Aufgaben. Heutzutage steht nicht nur die Durchführung der EKZ bei Herzoperationen im Fokus, sondern auch Aufgaben wie die Überführung von Spenderorganen, Rhythmustherapie, selektive Organperfusion, isolierte hypertherme Extremitätenperfusion, Betreuung von Patienten mit implantiertem Herzunterstützungssystem (VAD), Erforschung neuer Perfusionsstrategien und -techniken oder Patienten mit neuen Behandlungsverfahren versorgen.

Im Herzzentrum des Universitätsklinikums Bonn werden jährlich ca. 1000 Operationen am offenen Herzen bei Erwachsenen unter dem Einsatz der HLM durchgeführt. Darüber hinaus werden Patienten abteilungsübergreifend in den voneinander unabhängigen Abteilungen Neonatologie (NIPS), Kinderkardiologie und Kardiologie (Hybrid-OP) versorgt.

Die Abteilung für Kardiotechnik verfügt über ein breites Spektrum der modernsten Gerätschaften, die durch ein hochqualifiziertes und gut ausgebildetes Team bedient und gewartet werden. Zu den umfangreichen Aufgabengebieten der Abteilung gehören:

  • Bereitstellung und eigenverantwortliche Durchführung der extrakorporalen Zirkulation bei Erwachsenen, Kinder und Säuglinge via HLM und Mini-HLM (MECC-System)
  • Sonografische Erfassung des Koronarblutflusses zur Qualitätssicherung
  • Bereitstellung und Bedienung von Kreislaufunterstützungssystemen bei Erwachsenen, Kinder und Säuglinge (IABP, ECMO, VAD, Impella)
  • Aktive Mitarbeit bei interventionellen Klappenimplantationen (Herzklappencrimping) im Hybrid-OP
  • Intraoperatives Monitoring von Vital- und Maschinenparametern
  • Blutaufbereitungs- und Fremdblutsparendemaßnahmen (Hämofilter, Autotransfusion, Retrogrades-Autologes-Priming)
  • Prä-/ intra- und postoperative Blutgas- und Blutchemieanalyse
  • Blutgerinnungsmanagement
  • Mitwirken bei minimalinvasiver Herzchirurgie (MID-CAB)
  • Dokumentation und Qualitätssicherung
  • Forschung, Lehre und Weiterentwicklung bestehender Perfusionssysteme
  • Aus- und Fortbildung neuer Mitarbeiter

Praktikum/ Ausbildung/ Studium:

Angehende Kardiotechniker/innen haben die Möglichkeit ein Praxissemester bei uns zu absolvieren. Bachelor- und Masterthesen sowie Praktika jeglicher Art können nach Rücksprache in unserer Abteilung durchgeführt werden.

Bei Fragen zur Kardiotechnik:

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