Herzzentrum Bonn ist zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum

Damit das Herz wieder im Takt schlägt

Herzzentrum der Uniklinik Bonn behandelt jährlich mehr als 2.500 Patienten mit Herzrhythmusstörungen und ist jetzt als zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum ausgezeichnet worden

Bonn, Juli 2022 - Da-dam, da-dam, da-dam: Mit etwa 60 bis 80 Schlägen pro Minute versorgt das Herz im Ruhezustand den Körper und alle seine Organe mit sauerstoffreichem Blut und Nährstoffen. Doch was passiert, wenn dieser Herzschlag aus dem Takt gerät und das Herz deutlich schneller oder langsamer schlägt, als es soll? Oft sind Herzstolpern oder Herzrasen die ersten Anzeichen für Herzrhythmusstörungen, die mit Schwindel, Übelkeit und Ohnmacht einhergehen und im schlimmsten Fall sogar zum Schlaganfall oder dem plötzlichen Herztod führen können. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern, bei dem das Herz völlig unregelmäßig und zumeist viel zu schnell schlägt (bis zu 150-180 Schläge in der Minute). Alleine in Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen von dieser Krankheit betroffen. Mit seiner langjährigen interdisziplinären Expertise behandelt das Herzzentrum der Uniklinik Bonn jährlich über 2.000 Patienten mit dieser Form der Herzrhythmusstörung und ist kürzlich als zertifiziertes Vorhofflimmer-Zentrum ausgezeichnet worden.

Viele Vorhofflimmer-Patienten leiden unter Herzrasen, Unruhegefühl und Leistungsschwäche. Ursache für den unregelmäßigen Herzrhythmus sind Störungen in der Elektrik des Herzgewebes. Normalerweise sendet ein herzeigener Schrittmacher (Sinusknoten) elektrische Signale aus, die das Herz zum Schlagen anregen. Bei Vorhofflimmern schicken darüber hinaus aber noch weitere Herde elektrische Signale in die Herzvorhöfe und können so das Herz völlig aus dem Takt bringen. Durch dieses Flimmern pumpt das Herz weniger Blut und die Leistungsfähigkeit der Patienten ist eingeschränkt. Zusätzlich können sich Blutgerinnsel bilden und in das Gehirn gelangen, wo sie ein Blutgefäß verstopfen und dadurch einen Schlaganfall auslösen können.

„Um der Herzrhythmusstörung auf die Spur zu kommen, ist eine intensive Diagnostik elementar. Dabei kommen zunächst Ruhe-EKG, 24-Stunden-Langzeit-EKG, Belastungs-EKG sowie eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens zum Einsatz“, erklärt Prof. Dr. Jan Schrickel, Leiter der Sektion Rhythmologie und Elektrophysiologie im Herzzentrum der Bonner Uniklinik. Wird bei diesen Untersuchungen ein fortgeschrittenes Vorhofflimmern festgestellt, das nicht mehr medikamentös behandelt werden kann, ist die kathetergestütze Verödung der betroffenen Stellen im Herzen die Therapieoption der Wahl.

„Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird ein dünner Katheter durch die Leiste bis zum Herz geschoben, wo man das Gewebe verödet, das als Ausgangspunkt für die Herzrhythmusstörungen ermittelt wurde. Elektrische Erregungen, die den Herzrhythmus stören und das Vorhofflimmern auslösen, werden wirkungsvoll unterbunden, damit das Herz wieder im richtigen Takt schlagen kann“ so Dr. Thomas Beiert, Oberarzt und Experte für Vorhofflimmern.

Blick in ein Herzkatheterlabor des Herzzentrum Bonn, in dem ein Kardiologe mithilfe eines -55 Grad kalten Katheters erkranktes Herzgewebe verödet. Foto: Felix Heyder / Herzzentrum Uniklinik Bonn

Für die kathetergestützte Verödung bei Vorhofflimmern werden im Herzzentrum Bonn verschiedene Methoden eingesetzt: „Wir können die betroffenen Bereiche entweder mit Hitze (Hochfrequenzablation) oder Kälte (Kryoablation) veröden. Bei der Kryoablation entfalten wir im Herzen einen kleinen Ballon, der mithilfe von Lachgas auf bis zu -60 Grad gefroren wird. Dadurch vereist die Oberfläche des Ballons und wir können das Gewebe, das für die Herzrhythmusstörungen verantwortlich ist veröden“, beschreibt Prof. Schrickel das Vorgehen.

Moderne hochauflösende 3D-Mappingverfahren, die bei einem möglichen Folgeeingriff zum Einsatz kommen, ermöglichen es alle Stellen im Herzen punktgenau anzusteuern und die Energieform hochpräzise über den Ablationskatheter ins Gewebe abzugeben. Die Erfolgsquote der Ablations-Methoden beträgt nach einem Jahr etwa 70 bis 80 Prozent.

„Eine erfolgreich durchgeführte Ablation mit Beseitigung des Vorhofflimmerns bedeutet für den Patienten einen enormen Gewinn an Lebensqualität, nicht nur weil die langfristige Einnahme von Rhythmus-Medikamenten vermieden werden kann. Auch die mit der Rhythmusstörung einhergehende Leistungsschwäche und Luftnot können deutlich gesenkt werden“ so Dr. Beiert. Durch das minimal-invasive Vorgehen gilt die Ablation als sehr schonende Therapie für die in den allermeisten Fällen noch nicht einmal eine Vollnarkose notwendig ist.

Durch die kürzlich erfolgte Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ist das Herzzentrum auf dem Bonner Venusberg nun eines von deutschlandweit 40 Vorhofflimmern-Zentren.

„Wir führen jährlich über 1000 elektrophysiologische Eingriffe durch und freuen uns sehr über die Zertifizierung. Sie bestätigt die große Expertise des Rhythmologie-Teams in der komplexen Ablations-Behandlung von Vorhofflimmern. Solch eine Zertifizierung gewährleistet die höchstmögliche Versorgungsqualität und Patientensicherheit. Auch die enge Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen wie der Herzchirurgie, Neurologie oder Radiologie am Universitätsklinikum Bonn trägt zu dem hohen Maß an Qualität bei und hat die Prüfer im Zertifizierungsprozess nachhaltig überzeugt“, freut sich Prof. Dr. Georg Nickenig, Direktor des Herzzentrums am Uniklinikum Bonn.

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